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Zuhören und umsetzen

Die DRK-Rettungsdienst gGmbH Esslingen-Nürtingen geht bei der Beschaffung von Fahrzeugen so weit wie möglich auf die Wünsche und Erfahrungen der Mitarbeiter ein und konfiguriert die Krankentransportwagen zum Wohl der Sanitäter und Patienten.

 

Sechs bis acht Beförderungen pro Schicht schafft die Besatzung eines Krankentransportwagens (KTW) beim DRK in Nürtingen. Das bedeutet, sechs bis acht Mal schwere Gewichte stemmen, wenn Patienten mit der Fahrtrage in den KTW eingeladen werden. Noch mehr Muskelkraft ist gefragt, wenn der Einsatz eines Tragstuhls notwendig ist. Auf die Dauer geht das bei den Rettungskräften unweigerlich ins Kreuz.

"Unsere Mitarbeiter sollen ihr Arbeitsgerät selbst gestalten." 

Michael Wucherer, Rettungsdienstleiter und Prokurist beim DRK in Nürtingen, verfolgt folgende Philosophie: „Jeder Euro, den ich in den Arbeitsschutz investiere, schont die Bandscheiben unserer Mitarbeiter!“ Michael Wucherer trägt die Verantwortung über 60 Fahrzeuge. Von diesen entfallen 22 auf KTW. Nach sechs bis acht Jahren werden die Fahrzeuge ersetzt. Bei der Ersatzbeschaffung legt Wucherer viel Wert auf die Wünsche der Rettungssanitäter. So kommt es, dass die elf KTW, die in den vergangenen zwei Jahren beschafft wurden, einige besondere Merkmale gemeinsam haben. Alle elf sind mit einer speziellen Fahrtrage und einem Krankentragestuhl ausgerüstet. Ein kleiner, faltbarer Tragestuhl ergänzt die Ausrüstung.

Das Fahrtragensystem „Silver“ von Kartsana wurde speziell für den Krankentransport entwickelt und entlastet mit Hilfe seiner elektrohydraulischen Höhenverstellung das Fahrdienstpersonal von kraftraubendem Heben. Wie groß die Arbeitserleichterung ist, zeigt sich am maximalen Beladegewicht: Die Trage Silver kann mit bis zu 230 Kilogramm beladen werden.

Krankentragestuhl erklimmt mit Raupentrieb Treppen

Viel Muskelkraft ist auch gefragt, wenn ein Patient über das Treppenhaus transportiert werden muss. Dann kommt ein Krankentragestuhl zum Einsatz. Beim DRK in Nürtingen muss der Patient aber nicht von Hand über die Stufen getragen werden. Hier übernimmt ein Stuhl von utila mit dem Raupenantrieb PowerTraxx die Arbeit. Ein kleiner Elektromotor treibt das Raupensystem an, das mit vollem Akku bis zu 800 Stufen mit einem 110 kg schweren Patienten schafft. Treppab fährt der Stuhl mit seiner Gleitfunktion ohne Motor.
In Verbindung mit einer Bodenhalterung können Patienten sitzend befördert werden. Auch für den Fall, dass das Treppenhaus für diesen Stuhl zu eng ist, ist der KTW gerüstet. Dann nimmt der Patient auf einem kleinen Tragestuhl Platz, der zusammengeklappt im Fahrzeug mitgeführt wird. Mit der Fahrtrage Silver erregt das DRK einiges an Aufsehen im Rettungswesen. „Es vergeht keine Woche, ohne dass eine Wache sich nach der Trage erkundigt,“ berichtet Wucherer, „und die erste Frage ist immer, wie unsere Mitarbeiter damit zufrieden sind.“

Die Planung für eine Ersatzbeschaffung beginnt bereits ein Jahr im Voraus. In dem Beschaffungsprozess gibt es einen entscheidenden Punkt, bei dem Wünsche der Mitarbeiter zum Tragen kommen: nämlich den Baubesprechungstermin beim Aufbauhersteller WAS. Dort bringt der zuständige Fachbereichsleiter aus Wucherers Team die Ideen und Wünsche in die Planungen mit ein. „Es ist uns wichtig,“ so Wucherer, „dass die Mitarbeiter ihr Arbeitsgerät selbst gestalten. Das bringt uns eine hohe Zufriedenheit der Mitarbeiter ein.“

Die Rettungswache Nürtingen rekrutiert ihren Nachwuchs aus der Region. Meistens sind es junge Menschen, die in der Familie oder im Umfeld mit Rettungsdienstlern in Kontakt stehen. Auch das Freiwillige Soziale Jahr sorgt regelmäßig für Nachschub. Allerdings herrscht bei jungen Mitarbeitenden immer eine gewisse Fluktuation. Deswegen hat das DRK 2016 den Versuch gestartet, Personal zu akquirieren, das schon in einem anderen Beruf stand. Hintergedanke war, dass diese Mitarbeiter länger bleiben.

Mitarbeiter mit Lebenserfahrung bewähren sich

Das Projekt erweist sich als erfolgreich. Über Facebook und ein regionales Portal gelang es dem DRK, zahlreiche Bewerber zu gewinnen, die sich nach einer viermonatigen Ausbildung zum Rettungssanitäter über eine Festanstellung freuten. „Diese Mitarbeiter bringen Lebenserfahrung mit und das macht sich im Umgang auf der Wache und im Gespräch mit Patienten positiv bemerkbar.
Als erfolgreiches Beispiel nennt Wucherer Daniela Schilling. Die 42-Jährige stammt aus der ersten Gruppe, die auf diesem Weg gewonnen wurde. Nach der Tätigkeit in einer Bank und im Einzelhandel wurde sie über den Aufruf neugierig auf diesen Beruf und wollte dann noch einmal „etwas richtig Sinnvolles“ machen. Auf der Wache hat Daniela Schiller mit vielen jungen Menschen zu tun. Sie entwickelte sich dort zur Respekts- und Vertrauensperson und wurde 2018 Leiterin der größten KTW-Wache. Sie führt ein Team mit 30 Mitarbeitern, sie prägt die Wache mit ihrem Wesen und vertritt mit ihrem Team lächelnd die Meinung: „Wir haben den besten Chef der Welt.“